Jubiläums GV: 100 Jahre MV Luzern

Gleich zu Beginn eröffnete Präsident Mario Stübi den rund 190 Anwesenden, dass das hundertjährige Jubiläum Grund zu feiern, aber nicht zum Ausruhen sei: Steigende Mietzinsen, hohe Heiz- und Nebenkosten sowie die anstehende Erhöhung des Referenzzinssatzes belasten die Mieterinnen und Mieter. Für den MV ist es wichtig, die Qualität der Beratung trotz zunehmender Beratungsanfragen zu halten. Co-Geschäftsleiterin Nadja Burri wies zudem auf das Problem der Leerkündigungen hin. Aktuell beispielsweise im Fall der Alterswohnungen im Lindehof in Schüpfheim, wie das Gespräch mit der betroffenen Mieterin Ursula Wyss aufzeigte.

In dieser bereits angespannten Lage droht auf Bundesebene eine Verschärfung des Mietrechts. Kündigungen wegen Eigenbedarf sollen vereinfacht, die Anfechtung überhöhter Mietzinse erschwert werden. Vorstandsmitglied und Nationalrat der Grünen Michael Töngi legte dar, warum der MV dagegen das Referendum ergreifen wird.

Nach 38 Jahren Engagement für die Mieterinnen und Mieter, unter anderem als MV Vorstandsmitglied, Vertrauensanwalt und bis zu seiner Pensionierung Ende 2022 als präsidierendes Mitglied der Schlichtungsbehörde für Miete und Pacht Luzern wurde Christoph Wildisen verdankt. Seine Nachfolge bei der Schlichtungsbehörde tritt Luzia Vetterli an, die deswegen aus dem Vorstand zurücktrat, ebenso wie Lena Hafen, die neu als Richterin am Kantonsgericht tätig ist.

Neu in den Vorstand gewählt wurde Janina Huber. Als Juristin und Co-Vizepräsidentin der SP Stadt Luzern ergänzt sie den Vorstand mit ihrem Fachwissen und ihrem politischen Hintergrund. Ihre Wahl erfolgte einstimmig, ebenso die Wiederwahl der bisherigen Vorstandsmitglieder.

Ebenfalls einstimmig angenommen wurde eine Anpassung des Mitgliederbeitrags von heute 60 SFr. auf 70 SFr. ab 2024. Co-Geschäftsleiter Daniel Gähwiler präsentierte die Finanzplanung und begründete die erstmalige Beitragserhöhung seit 2009 mit dem gestiegenen Beratungsaufwand.

Vor und nach der GV stand die zweite Kernaufgabe des MV im Zentrum, nämlich die politische Interessenvertretung der Mieterinnen und Mieter. Vor der GV mit dem Grusswort des langjährigen MV Mitglieds und Regierungsratskandidatin Ylfete Fanaj. Ylfete Fanaj betonte, wie sie mittels Förderung und aktiver Bodenpolitik die Anliegen der Mieter:innen vertreten will.

Den früheren Luzerner Regierungs- und Nationalrat sowie langjährigen Rechtskonsulent des MV Anton Muheim zitierend, begann Jacqueline Badran nach der GV ihr Referat. Jacqueline Badran schlug in Ihrem mitreisenden Referat den Bogen rasch ins Hier und Jetzt, wo die akute Knappheit an Wohnungen neue Massnahmen erfordere, ein Vorkaufsrecht für Bund, Kantone und Gemeinden gehöre da dazu. Der MV sei in seiner Geschichte immer dafür eingestanden, dass Boden nicht als Kapitalanlage, sondern als Ort des Wohnens, als Zuhause, behandelt werde. Mit Applaus quittierten die Anwesenden Jacqueline Badrans Aufforderung, sich wieder mehr für die eigenen Anliegen als Mieterinnen und Mieter einzusetzen.