13.09.2021
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Luzern  | 
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Eindrücklich tiefe Leerwohnungsziffer: Jetzt muss die Formularpflicht kommen

Die heutige Präsentation der aktuellen Leerwohnungsziffer zeigt, dass sich die Wohnsituation im Kanton Luzern verschärft hat. Wohnungsmangel, hohe Mietpreise und die Verfügbarkeit von passendem Wohnraum sind weiterhin ein Problem. Darum muss das Volks-Ja von 2020 zu transparenten Vormieten jetzt umgesetzt werden.

Wie LUSTAT heute mitteilt, standen am 1. Juni 2021 im Kanton Luzern gut 2500 Wohnungen leer. Damit fiel der Wert unter die 1,5-Prozent-Marke, was Wohnungsmangel bedeutet. In drei der elf Analyseregionen – namentlich Sursee/Sempachersee, Agglomerationsgürtel und Seetal – herrscht gar Wohnungsnot. Insbesondere die starke Abnahme bei Familienwohnungen (4-/5-Zimmer) ist besorgniserregend.

Transparente Vormieten: Regierungsrat hatte ein Jahr Zeit

«Das Problem des knappen Wohnraums ist seit je bekannt, seit einem Jahr auch eine der Lösungen, nämlich die Formularpflicht. Dieser hat das Luzerner Stimmvolk 2020 zugestimmt», sagt MV-Präsident Mario Stübi. Mit seiner Volksinitiative «Fair von Anfang an, dank transparenter Vormiete!» wollte der Mieterinnen- und Mieterverband Luzern NW OW UR einem bewährten Mittel zum Durchbruch verhelfen, welches in Zeiten von Wohnungsmangel den dadurch steigenden Mieten einen Kontrollmechanismus entgegensetzt, nämlich die Kenntnis über die Höhe des Mietzinses der Vormieterschaft. Stübi: «Der Regierungsrat hatte jetzt ein Jahr lang Zeit, sich über die Umsetzung unserer Initiative Gedanken zu machen. Die heute kommunizierten Zahlen lassen ihm aber keine Wahl mehr: Gemäss Initiativtext muss die Formularpflicht ab 1. November kantonsweit gelten.»

BWO-Sicht auf die Zentralschweiz

In seiner Beobachtung des Wohnungsmarkts in der Zentralschweiz bilanziert auch das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), dass der seit einigen Jahren zu beobachtende Trend der Wohnraumverknappung weiter anhält. Im Mietwohnungsmarkt wird diese Entwicklung laut BWO auch durch das untere Preissegment getrieben. Die Wohnungssuche wird dadurch insbesondere für kaufkraftschwache Haushalte in der Agglomeration Luzern schwierig.

Schwindender Anteil preisgünstiger Wohnungen

Negativ ist die Entwicklung bei preisgünstigen Mietwohnungen. Aktuell (Zahlen für 2019) entsprechen im Kanton Luzern 14.7% der Mietwohnungen den Kriterien für preisgünstige Mietwohnungen*. Lag der Anteil preisgünstiger Mietwohnungen 2015 noch bei 16%, so sinkt er seither stetig. Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung bei Familienwohnungen, also Wohnungen mit 4 und mehr Zimmern. Von 16.9% 2015 sank der Anteil bis 2019 auf 14.8%. Lag der Anteil preisgünstiger Familienwohnungen in der Vergangenheit praktisch immer deutlich über dem Anteil kleiner preisgünstiger Wohnungen, so gibt es inzwischen kaum mehr einen Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien.

Vergleich mit Zürich: Auch die Pandemie ist ein Faktor

Die Situation im Kanton Luzern ist nicht nur regional, sondern auch in einem grösseren Kontext zu betrachten. Einzelne Kantone und Gemeinden haben in den letzten Wochen bereits Zahlen zur Leerwohnungsziffer veröffentlicht. Während die Leerwohnungsziffer im Kanton Basel-Stadt auf tiefem Niveau leicht stiegt, sank sie im Kanton Basel-Landschaft und im Kanton Zürich. Interessant ist im Kanton Zürich, dass die Leerwohnungsziffer insbesondere in den ländlichen Regionen weiter sank, ebenso wie bei den grösseren Wohnungen. Der Kanton Zürich führt dies einerseits auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurück. So wächst mit vermehrtem Home-Office die Nachfrage nach grösseren Wohnungen, während die Distanz zu den Zentren für das Wohnen im ländlichen Raum eine kleinere Hürde darstellt. Anderseits ist die Präferenz der Wohnungssuchenden laut dem Kanton Zürich nicht der einzige Faktor. Ebenso spielt das abnehmende Angebot an grösseren Neubauwohnungen eine Rolle. Daher muss davon ausgegangen werden, dass die in Luzern beobachtete Entwicklung Ausdruck eines grösseren Trends ist, der wahrscheinlich anhalten wird.
 

*Definition gemäss LUSTAT: «Als preisgünstig gelten Wohnungen, deren Mietpreis weniger als 70 Prozent des durchschnittlichen Mietpreises der Wohnungen mit gleicher Zimmerzahl beträgt. Massgebend ist der monatliche Nettomietzins (ohne Neben- und Heizkosten) von Mieter- und Genossenschafterwohnungen mit bekannter Zimmerzahl.» (https://www.lustat.ch/monitoring/sozialindikatoren/wohnen/angebot-an-guenstigem-wohnraum, abgerufen am 31. August 2021)

Verwendete Publikationen: