Mehr neue Wohnungen trotz Innenverdichtung
Das Bundesamt für Wohnungswesen BWO hat heute seine Studie über die Auswirkung der Innenverdichtung auf Bautätigkeit und Verdrängung von Mieterinnen und Mietern präsentiert. Die Studie zeigt einerseits, dass trotz Innenverdichtung netto mehr Wohnungen gebaut wurden. Aber: Die neuen Wohnungen sind viel teurer. Und: Orte mit Wohnschutzgesetz wie etwa die Waadt, Genf oder Basel-Stadt stabilisieren die Mieten, ohne die Wohnungsproduktion zu behindern.
Die heute publizierte BWO-Studie «Bautätigkeit und Verdrängung» zeigt, dass die städtische Innenverdichtung v.a. durch Ersatzneubauten oder Totalsanierungen in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat.
Innenverdichtung auf Kosten von Menschen mit tieferen Einkommen
Die Studie zeigt aber auch beträchtliche soziale Folgen: «Mieterinnen und Mieter mit tieferen Einkommen sind als erste und mit Abstand am stärksten von Ersatzneubauten oder Totalsanierungen betroffen, das darf so nicht sein», sagt Carlo Sommaruga, Präsident des Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz MVS. Das durchschnittliche Einkommen der verdrängten Mietenden liegt 30 bis 40 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt. Die Neu-Mietenden hingegen verfügen über ein bis zu 38 Prozent höheres Einkommen. «Zusammenfassend bedeutet das: Alle Einkommensschichten sind betroffen. Haushalte mit tieferen Einkommen müssen aus ihren Wohnungen raus, während die Neu-Mietenden die missbräuchlich hohen Renditen der institutionellen Anleger bezahlen», sagt Michael Töngi, Vize-Präsident MVS. Die Studie zeigt ausserdem, dass trotz höherer Bautätigkeit Genf und Waadt ihre Mietenden besser schützen als deutschsprachige Städte wie Zürich oder Bern. «Das zeigt klar, dass Wohnschutzgesetze zur Überprüfung der Mieten nach Renovation, wie sie in den Kantonen Genf, Waadt oder Basel-Stadt bestehen, die Wohnungsproduktion nicht behindern.»
Kostenmiete und ihre Überprüfung gehören in die Verfassung geschrieben
Angesichts der erschreckenden Studienergebnisse fordert der Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz den Bundesrat auf, Mietende mit tieferen Einkommen vor Verdichtung und Besserverdienende vor missbräuchlich hohen Renditen der Immobilien-Branche zu schützen. «Dafür fordern wir einen Aktionsplan gegen diese ungerechte Gentrifizierung und ein Verbot von Massenkündigungen», sagt Töngi. Der MVS unterstützt ausserdem kantonale Wohnschutz-Initiativen, die Mietzins-Überprüfungen nach Renovationen fordern. Solche existieren bereits in Genf, Waadt oder Basel-Stadt, eine Abstimmung für den Kanton Zürich findet bald statt. «Und national braucht es dringend eine Verankerung der Kostenmiete in der Verfassung inklusive dazugehöriger Mietpreis-Überprüfung», bekräftigt Sommaruga. Nur so werden Wohnungen zum Wohnen gebaut anstatt als Renditeanlage für Versicherungen oder Banken.
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