07.09.2015
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«Mieterschutz»: Jetzt kommt die Beratung aus Dubai

Ein Rechtsstreit enthüllt, dass die Internet-Firma «Mieterschutz Schweiz MSS GmbH» jetzt von Dubai aus operiert.

Seit Jahren fallen Leute auf den Internet-Auftritt der Firma «Mieterschutz Schweiz MSS GmbH» herein, weil diese den Anschein erweckt, es handle sich um den Mieterverband. Dabei ist die Firma kein Verband und hat keine Sektionen, sondern existiert nur virtuell im Netz. Sie kassiert «Mitgliederbeiträge» und reagiert mit Betreibungen, wenn jemand den Irrtum bemerkt und nicht mehr zahlt. Neue Erkenntnisse über die fragwürdige Firma, vor der der MV seit Jahren warnt, fördert jetzt ein Rechtsstreit mit einer Person aus dem Kanton Zug zutage. Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» berichtet darüber in seiner neuesten Ausgabe.

Schikanöse Betreibung

Danach wollte die besagte Person eine Rechtsauskunft haben, bekam sie aber nicht wie versprochen innert zwei Werktagen. Der Betreffende kündigte darauf seine «Mitgliedschaft», worauf der «Mieterschutz» seinerseits mit einer Kündigung reagierte – ohne Rückerstattung und auch ohne Antwort auf die gestellte Frage. Eine Strafklage wegen Betrugs und unlauteren Wettbewerbs durch den Geprellten war die Folge. Das Verfahren wurde aber eingestellt, worauf der Kläger vom «Mieterschutz» prompt eine Rechnung über 5800 Franken und eine Betreibung erhielt, als er nicht zahlte. Der Kläger setzte sich dann gegen diese dreiste «Kostennote» vor dem Zuger Obergericht mit Erfolg zur Wehr. Das Gericht stufte die Betreibung als schikanös und daher als nichtig ein.

«Mieterschutz» operiert neu aus Dubai

In der Einstellungsverfügung der Zuger Staatsanwaltschaft heisst es, dass nur zwei Personen, nämlich Yulia Strässle als Sekretärin und Fabian Strässle als Rechtsberater, für die Firma mit Sitz in Zug tätig seien. Nichts Neues, denn M&W hatte schon lange enthüllt, dass die beiden aus einer Wohnung in Zug aus operieren. Jetzt offensichtlich aber nicht mehr. Denn Strässle mache die Rechtsberatung von Dubai aus, so die Ermittlungsakten. Die ganze Briefpost werde von einem Businesscenter eingescannt und ihm per Email zugeschickt. Er schreibe pro Jahr rund 6'000 Emails mit Rechtsauskünften, fand die Staatsanwaltschaft heraus. Wie der K-Tipp schreibt, sei unbekannt, ob Strässle ein Jusstudium absolviert habe. Der Titel «Rechtsberater» sei in der Schweiz nicht geschützt.