Credit Suisse: Ein «restriktives Inkasso»
Weil eine Seniorin die AHV erst nach Monatsbeginn erhält und die Miete danach zahlte, deckte sie die Grossbank CS gleich mit einer Kündigungsandrohung ein.
Karin Schreiber wohnt mit ihrem zutraulichen Labrador-Hund in Dornach am Birsweg. Und sie wohnt gerne dort. Es ist ihre Heimat seit nunmehr 44 Jahren. In all dieser Zeit hat sie stets Miete beglichen. Alles zusammengerechnet, hätte sie mit der Mietsumme die Wohnung kaufen können und wäre heute Eigentümerin ihrer vier Wände. Stattdessen ist sie Mieterin geblieben und muss sich mit der Verwaltung Wincasa herumschlagen. Das bringt sie um den Schlaf.
Es begann damit, dass Karin Schreiber, genau so wie Tausende von AHV-Bezügerinnen im Land, die Rente erst nach Monatsbeginn auf ihrem Konto hat. Die Miete ist aber am Ersten des Monats fällig. Zwei Jahre lang machte es der Eigentümerin, der Grossbank Credit Suisse, nichts aus, dass sie das Geld ein paar Tage nach Monatsbeginn auf dem Konto hatte. Auch die Verwaltungsgesellschaft der CS, die Wincasa, rekamierte nicht. Das ist jetzt aber anders.
Bank droht mit Kündigung nach 44 Jahren
Am 10. November erhielt Karin Schreiber eine «Mahnung mit Kündigungsandrohung (Art. 257d OR)» zugestellt. Ihr wurde eine Frist von 30 Tagen zur Begleichung gesetzt und die Kündigung in Aussicht gestellt. Dabei hatte sie die Miete am 7. November nach Erhalt der AHV umgehend bezahlt. «Muss es gleich eine Kündigungsandrohung sein?», fragte sie sich konsterniert. Und schrieb der Wincasa einen Brief: «Ich bezahle seit 44 Jahren jeden Monat die Miete.»
Als Seniorin ohne Vermögen ist Karin Schreiber finanziell knapp dran. Sie erhält 2'700 Franken Rente samt Ergänzungsleistungen. Davon muss sie ihren ganzen Lebensunterhalt bestreiten. Mehr als die Hälfte davon geht für die Miete weg, nämlich 1'414 Franken. Früher habe sie etwas Flüssiges auf der Seite gehabt. Das erlaubte es ihr, die Miete vor Ende des Monats einzuzahlen. Doch hohe Heizkostenabrechnungen, eine Mietzinserhöhung von zweihundert Franken nach einer Sanierung sowie die steigenden Krankenkassenprämien haben seither ihre Reserven aufgefressen. «Meine AHV mit Ergänzungsleistungen bleibt immer gleich», stellt sie bekümmert fest.
Die Wincasa will ihr nicht entgegenkommen. Es sei in ihrem System nur ein Mal möglich, eine «Zahlungserinnerung» einzustellen. Da es schon vorher Mahnungen gegeben habe, würden danach automatisch Kündigungsandrohungen versandt, teilte die zuständige Bewirtschafterin mit. Und dann noch dies: «Die Eigentümerschaft verlangt von uns ein restriktives Inkasso.» Die Eigentümerschaft, das ist die Grossbank CS. Diese war oft in den Schlagzeilen. In unrühmlichen: Letzten Mai musste in den USA eine Strafe von 2,6 Milliarden Dollar für Beihilfe zur Steuerhinterziehung bezahlen. Und die EU-Kommisison verdonnerte sie kürzlich wegen Zinsmanipulationen zu einer Geldstrafe von 9,2 Mio. Franken.
Ob ein Zusammenhang zwischen den riesigen Auslagen der Bank wegen ihrer Machenschaften und dem «restriktiven Inkasso» bei ihren Mietenden besteht, muss offen bleiben. Es ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen, dass sie Geld braucht – das sie unter anderem bei ihren Mietenden eintreibt. Dazu passt, das der Geldkonzern kürzlich seinen zehntausend Rentnern Vergünstigungen strich, etwa das Gratiskonto oder das Turnen. Und dass er seine Immobilien verscherbelt, zum Beispiel das teure Grieder-Gebäude an der Zürcher Bahnhofstrasse.
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