16.11.2025
Zugerisierung? Nein Danke!
Auf den ersten Blick scheint es für Mieter:innen eine gute Nachricht zu sein – die Steuern sollen in der Stadt Luzern auch 2026 sinken, und damit bereits das dritte Jahr in Folge. Angesichts steigender Haushaltskosten, höherer Energiepreise und weiter erhöhten Mieten ist eigentlich jede Entlastung im Portemonnaie willkommen. Trotzdem hat sich der MV Luzern kritisch zur Steuersenkung geäussert und empfiehlt bei der Abstimmung vom 14. Dezember 2026 ein Nein in die Urne zu legen. Warum?
Tiefere Steuern = höhere Mieten
Die erneute Steuersenkung könnte sich für uns Mieter:innen als Bumerang erweisen. In der Stadt Luzern fehlt es momentan an genügend Wohnungen. Viele Vermieterschaften erhöhen daher bereits heute die Mieten massiv. Waren die Mieten in Luzern zwischen 2016 und 2022 in etwa auf dem gleichen Niveau, wurden die Angebotsmieten – also die Mieten der ausgeschriebenen Wohnungen – zwischen 2022 und 2025 um rund 20% erhöht. Ein massiver Mietzinsanstieg, weit über dem Niveau in der gesamten Schweiz.
Mit der aktuellen Steuersenkung sinkt der Steuersatz der Stadt Luzern auf das Niveau von Gemeinden, die beispielsweise wie Horw, als besonders steuergünstig gelten. Damit lohnt es sich für die Vermieterschaften, auf zahlungskräftige Zuziehende zu setzen, für die sich ein Umzug aus Steuergründen lohnt und die Mieten weiter zu erhöhen. Die erhöhten Mieten vertreiben dann die ansässigen Haushalte, die sich eine gleichwertige Wohnung nicht mehr leisten können. Der ETH-Ökonom Michael Graff hat diesen Verdrängungseffekt für die Zentralschweiz bereits eingehend untersucht.
Steuersenkung: Acht Franken pro Monat
Umgekehrt sind es kleine Summen, die ein durchschnittlicher Haushalte nach der Steuersenkung zusätzlich zur Verfügung hat. Gemäss einer aktuellen Antwort des Stadtrats auf eine Anfrage im Parlament spart eine Familie mit zwei Kindern und einem Einkommen von rund 80'000.- dank einer Steuersenkung um eine Zehntel-Einheit etwa 100.- im Jahr – oder umgerechnet rund acht Franken pro Monat. Das steht in keinem Verhältnis zu den Mietzinserhöhungen der letzten Jahre.
Mit den Überschüssen der letzten Jahre – und dank zwei bis drei zahlungskräftigen Unternehmen - kann sich die Stadt Luzern zwar eine Steuersenkung leisten. Die Luzernerinnen und Luzerner können sich diese aber immer weniger leisten. Ohne den Schutz des preisgünstigen Wohnraums und ohne Schutz vor missbräuchlich erhöhten Mieten drohen weitere Mieterhöhungen. Welche Rentnerin, welcher Rentner kann sich eine 2 ½-Zimmer Wohnung für 2'400.- leisten? Welche Familie kann für eine 4 ½-Zimmer Wohnung 3'200.- pro Monat bezahlen? Das sind Preise, wie sie bereits heute verlangt werden.
Mit unserem Bevölkerungsantrag «Preisgünstiger Wohnraum muss erhalten bleiben», der im Januar 2026 im Grossen Stadtrat behandelt wird und unserer eidgenössischen Mietpreis-Initiative wollen wir den immer weiter erhöhten Mieten den Riegel schieben. Ein Nein zum Verdrängungs-Budget 2026 in der Abstimmung vom 14. Dezember 2025 ist ein erster Schritt, um Druck aus der überdrehten Spekulationsblase zu nehmen, die sich immer stärker auf Kosten von uns Mieterinnen und Mietern breit macht.