15.06.2015
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Referenzzins: Es gibt auch Vorzeige-Vermieter

Viele Vermieter geben Mietzinssenkungen erst weiter, wenn sie eine Anfrage erhalten. Aber es gibt positive Beispiele.

Raphael Tanner ist zugleich Mieter und Vermieter. Er wohnt in der Stadt Zürich und sagt: «Als Mieter befolge ich den Rat und muss jedes Mal eine Senkung verlangen, wenn der Referenzzins sinkt.» Als Vermieter hält er es aber auch so. Er ist Eigentümer der Überbauung Lindenpark in Frauenfeld mit 32 Wohnungen. Tanner gibt seiner Mieterschaft die Zinssenkung automatisch weiter, ohne dass sie diese selber beantragen müssen. «Das ist für mich selbstverständlich», sagt er.

Kein Verständnis für kneifende Vermieter

Tanner hat die von ihm mit der Verwaltung beauftragte Liegenschaftsfirma angewiesen, so vorzugehen. Wobei er aber auch anfügt: «Wenn dann der Referenzzins wieder steigt, so gibt es halt auch eine Mietzinserhöhung.» Vorzeige-Vermieter Tanner versteht es nicht, wenn Vermieter bei Zinssenkungen kneifen. Er teilt die Kritik des MV an solchen unschönen Praktiken. Deshalb meldete er sich selber per Email beim Mieterverband und regte an, nicht nur immer negative, sondern auch positive Beispiele zu erwähnen – «vielleicht sogar als Ansporn für andere Vermieter.» Was hiermit getan sei: Wenn sich alle Vermieter so wie Raphael Tanner verhalten würden, hätten die Mieterverbände viel weniger zu tun.

Verwaltungen stellen sich bei Mietzinssenkungen passiv

Mieter berichten, dass viele Verwaltungen einfach abwarten, ob Gesuche kommen. Treffen solche ein, wird ohne weiteres eine Mietzinssenkung gewährt. Das berichten zum Beispiel Mieter in den ehemaligen Sulzer-Häusern in Winterthur. Die betreffende Immobilienverwaltung, die Auwiesen Immobilien AG, will das aber nicht bestätigen. Man habe vom Eigentümer noch keine Anweisungen erhalten, wie man auf die Zinssenkung reagieren müsse, lautet die Auskunft. Lägen solche vor, würde man sie aber aus Diskretionsgründen auch nicht kommunizieren. 

Im Moment haben die Mieterverbände alle Hände voll zu tun. Besonders in Zürich: «Wir erhielten in den zehn Tagen nach der Ankündigung der Referenzzinssatzsenkung gegen 3'000 Emails», berichtet Felicitas Huggenberger, Geschäftsleiterin des MVZ, «so viele gingen noch gar nie ein.» Alle wollen an der Gratis-Checkup-Aktion teilnehmen. Der MV bietet diese ratsuchenden Mieterinnen und Mietern an, die Probleme bei der Gesuchstellung haben.