09.12.2021
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Schaffhausen  | 
Kommentar

Es geht in die falsche Richtung

In den Schaffhauser Nachrichten dürfen sich zwei Immobilienmakler wehleidig darüber beklagen, dass die Behörden der Stadt Schaffhausen zu wenig gegen die leerstehenden Läden in der Altstadt tun. Dabei haben es die Eigentümer*innen selber in der Hand, Abhilfe zu schaffen.

In letzter Zeit erschienen zwei Artikel in den Schaffhauser Nachrichten zu den leer stehenden Läden in der Altstadt. Beiden war gemeinsam, dass sich zwei Immobilienmakler wehleidig darüber beklagten, dass die Behörden der Stadt Schaffhausen zu wenig dagegen machten, dabei seien sie doch dafür gewählt, etwas zu bewegen. Abgesehen davon, dass die Behörden nicht dazu gewählt sind, einem erlauchten Kreis von Immobilieneigentümern zu dienen, steht es auch ausserhalb der politischen Macht, die viel zu hohen Mietzinsen zu beeinflussen, sprich der sinkenden Nachfrage anzupassen – also zu senken. Doch davon ist natürlich nicht die Rede: Offenbar sollen die fetten Renditen mit Steuergeldern garantiert werden, den Herren Schlehan und Pagno schwebt offenbar eine Art Kapitalsozialismus vor. Dabei hätten es gerade sie in der (eigenen) Hand, durch zahlbar Miet- bzw. Pachtzinsen einmal selber (!) etwas zu bewegen. Heisst: «Mutig und entscheidungsfreudig» die Mietzinsen so anzupassen, dass es sich auch für diejenigen lohnt, die hier geschäften. So könnten sie dafür sorgen, dass die Altstadt wieder lebt (ist sie denn tot?), der Ruf unter den Touristen nicht leidet (leidet er?) und die Altstadtbewohnerinnen alle ihre Besorgungen zu Fuss erledigen können (können sie schon lange nicht mehr). Die Eigentümer der Häuser in der Altstadt haben es also selber in der Hand, Abhilfe zu schaffen. Es braucht dazu bloss die Bereitschaft, auf traumhafte Renditen zu verzichten. Packt es einfach an statt bloss zu jammern – alles andere geht in die falsche Richtung.

Jürg Tanner
Präsident MV Schaffhausen